„Null Problemo!“: Sprüche wie diese sind auch Jahrzehnte nach dem Ende der Kult-Sitcom „Alf“ bekannt. Nach ihrem US-Start am 22. September 1986 wurde die Serie ein weltweites Phänomen. Doch für Alfs legendären deutschen Sprecher Tommi Piper hatte der große Serienerfolg negative Folgen.
Anzeige
Zu den beliebtesten Fernsehhelden der 1980er gehören smarte TV-Ermittler wie Horst Schimanski und Thomas Magnum, elegante Showmaster wie Hans Rosenthal und Hans-Joachim Kulenkampff – und ein eigenartiges kleines Wesen mit rotbraunem Pelz und einer rüsseligen Nase. Die Rede ist natürlich von Alf, dem so anarchischen wie liebenswerten Außerirdischen, der in 102 Folgen der gleichnamigen US-Sitcom für Chaos im Leben der TV-Familie Tanner sorgte.
Am 22. September 1986 lief in den USA die erste Folge, in ihr legte der Außerirdische mit seinem Raumschiff eine Bruchlandung hin und landete im Haus des Ehepaars Willie und Kate und deren Kinder Lynn und Brian. Für den Sender NBC entwickelte sich die Serie zum Quotenhit. Eineinhalb Jahre später brachte das ZDF sie nach Deutschland.
Anzeige
Auch hierzulande wurde die Serie höchst erfolgreich, und eine Vielzahl von Merchandising-Produkten kam auf den Markt. Alfs Konterfei war schier allgegenwärtig, prangte auf Stickern, Büchern, Hörspiel-Kassetten und Bettwäsche. Alf-Plüschtiere hingen vielfach an Plastiksaugnäpfen in Autofenstern oder bevölkerten die Kinderzimmer.
Lesen Sie auch
Ressort:GeschichteTelevoting-Verfahren
Vom „Lichttest“ bis zum „Ted“ – Als das Fernsehen interaktiv wurde
Dabei hieß die Figur eigentlich gar nicht Alf, sondern Gordon Shumway. Doch als das Wesen in der Serie nach der unglückseligen Explosion seines Planeten Melmac etwas benommen auf dem Couchtisch der Tanners landete, konstatierte Familienoberhaupt Willie: „Es ist eine außerirdische Lebensform, ein Alf“. Die Abkürzung wurde fortan sein Rufname.
Anzeige
Weil er nicht nach Hause zurückkonnte, nahmen ihn die Tanners auf. Aus Angst, Alf könnte von den Behörden beschlagnahmt werden und in einem Versuchslabor landen, versteckten sie das liebenswerte Kerlchen – auch vor dem überaus neugierigen Ehepaar Ochmonek von nebenan.
Lesen Sie auch
Ressort:PanoramaWetterbericht
Wie heiß wird es bei Ihnen? Fragen Sie unsere KI
Der Alltag der Tanners geriet fortan ziemlich aus den Fugen. Alf futterte die Vorratsschränke leer, bestellte über Telefon ständig unnützes Zeug, welches er mit Willies Kreditkarte bezahlte, ruinierte tollpatschig Elektrogeräte oder Brians Spielzeug und bestellte nonstop Pizza. Und bei all dem war er höchst schlagfertig, etliche Lacher waren in jeder Folge garantiert.
Katzenfans waren indes leicht irritiert, denn auf dem Planeten Melmac waren die Flauschtiere eine Delikatesse, und so wollte sich Alf den Kater Lucky, Haustier der Tanners, am liebsten einverleiben, und zwar in Form eines „Sandwich SLT: Sandwich mit Schinken, Lucky und Tomate“ oder als frisch gepressten Luckysaft. Dazu kam es aber freilich nie.
Den Eltern Tanner trieb ihr neuer Mitbewohner jedenfalls regelmäßig die Zornesröte ins Gesicht. Lange böse sein konnten sie dem frechen Charmeur allerdings nicht. Denn sie hatten ihn ja doch ins Herz geschlossen. Das galt allerdings für die Serienfiguren, weniger für deren Darsteller. Letztere waren oft frustriert, die besten Lacher stets dem pelzigen Alien überlassen zu müssen, der damit ein Weltstar wurde, während sie selbst eher Stichwortgeber blieben.
Auch für den deutschen Sprecher von Alf wurde die Erfolgsserie zu einem zweischneidigen Schwert: Thomas „Tommi“ Piper hatte mit seiner unverkennbar-rauchig-rauen Stimme einen großen Anteil daran, dass „Alf“ auch in Deutschland ein Hit wurde. Pipers Alf-Sätze wie „Hahaha, ich lach‘ mich tot“ oder „Null Problemo!“ klingen bis heute unvergessen in den Ohren.
Doch seine Stimme war nun derart mit der Serienfigur verschmolzen, dass andere Rollenangebote bald ausblieben. Piper sagte später, Alf habe ihm seine weitere Karriere geradezu ruiniert. Noch nach Jahrzehnten fühlte sich Piper auf die Figur reduziert.
Für die US-Schauspieler der Serie endete das Projekt „Alf“ ebenfalls nicht unbedingt glücklich. Wirklich heraustreten konnten auch sie aus dem übergroßen Schatten des knapp einen Meter kleinen Außerirdischen nicht, der in der Serie bei Nahaufnahmen als Handpuppe von Puppenspielern und bei Ganzkörperaufnahmen von einem kleinwüchsigen Darsteller in einem Fellkostüm verkörpert wurde. Nach zwei Zeichentrick-Serienablegern erschien 1996 ein „Alf“-TV-Film, der in Deutschland auch in die Kinos kam. In diesem tauchten die Tanners gar nicht mehr auf, stattdessen befand sich Alf nun in der Obhut der US-Behörden.
Max Wright, Darsteller des Willie Tanner, war immerhin noch gelegentlich in Filmen zu sehen und trat in einigen Folgen der Sitcom „Friends“ auf. Letztere Serie hatte in den 1990ern enormen Erfolg – und wie es der Zufall so will, hatte sie im Jahr 1994 am selben Tag wie acht Jahre zuvor „Alf“ Premiere: am 22. September.
Für WELTGeschichte blickt Martin Klemrath neben klassischen historischen Themen auch regelmäßig auf popkulturelle Phänomene vergangener Jahrzehnte zurück. Beispielsweise auf den deutschen Comedy-Boom der 1990er.
mit dpa